Auf dem Weg zur Ausbildung: Das Förderzentrum Ichenhausen optimiert den Übergang Schule – Beruf
Schüler mit besonderem Förderbedarf haben Anspruch auf die beste Unterstützung beim Start ins Arbeitsleben. Deshalb beteiligt sich das Sonderpädagogische Förderzentrum Ichenhausen an einem wichtigen Schulversuch in Bayern. Das Ziel ist es, den Übergang von der Schule in den Beruf schulartspezifisch zu optimieren.
Für uns, als die Schulgemeinde der Heinrich- Sinz- Schule bedeutet das, dass wir als gesamte Schule unsere Arbeit rund um das Thema Beruf neu ausrichten und ständig verbessern.
Ein klares Konzept und ein starkes Team
1. Der Schulentwicklungsprozess
Der Schulversuch des bayrischen Kultusministeriums und dem Verband der Bayerischen Wirtschaft (VBW) ist nicht nur eine einzelne Maßnahme, sondern ein tiefgreifender Schulentwicklungsprozess. Das bedeutet: Die Schule verbessert sich Schritt für Schritt und auf lange Sicht über alle Klassenstufen hinweg.
Ein Team aus Lehrkräften aller Klassenstufen arbeitet dafür eng zusammen. Sie planen und setzen neue Ideen zur Berufsvorbereitung für die jeweiligen Klassenstufen um. Dieses gemeinsame Vorgehen ist wichtig, weil die Vorbereitung auf den Beruf nicht erst in den letzten Schuljahren beginnen soll, sondern schon viel früher.
2. Wir wollen uns dabei von Fachleuten beraten lassen: Das Berufswahlsiegel
Um sicherzustellen, dass die Maßnahmen wirklich gut sind, bewirbt sich die Schule um das „Berufswahlsiegel„. Dieses Siegel ist eine offizielle Auszeichnung für Schulen, die ihre Schüler herausragend bei der Berufswahl unterstützen.
Im Rahmen dieser Bewerbung wird die Arbeit der Schule von unabhängigen Fachleuten geprüft und bewertet:
- Welche Maßnahmen wurden umgesetzt?
- Wie haben die Schüler davon profitiert?
- Haben die Maßnahmen ihr Ziel erreicht?
Diese regelmäßige Überprüfung hilft uns als Schule, unsere Arbeit kontinuierlich zu verbessern.
Unser Ziel: Berufliche Inhalte im Unterricht vertieft zu verankern
Das zentrale Ziel des Schulversuchs ist die verstärkte Einbindung beruflicher Vorbildung und Vorbereitung in den regulären Unterricht. Das geschieht auf zwei Ebenen:
1. Eine Ausrichtung der Grundlagen des Unterrichts auf berufliche Bildung
Die Grundlagenfächer (wie Deutsch, Mathematik, Sachkunde) werden aus einer beruflichen Perspektive neu bewertet und ausgerichtet. Das heißt:
- Mathematik wird zum Beispiel für handwerkliche Berufe geübt (Messen, Berechnen von Materialverbrauch).
- Deutsch wird für Bewerbungen, das Lesen von Arbeitsanweisungen oder die Kommunikation am Arbeitsplatz genutzt.
- Die Schüler bekommen Rückmeldungen, welche Lerninhalte für den Erwerb einer beruflichen Ausbildung von besonderer Bedeutung sind. Diese Lerninhalte wurden bei Berufsschulen und in einem Netzwerk von regionalen Betrieben abgefragt.
Die Schüler sollen zum Lernen motiviert werden, indem sie die Bildungsinhalte des täglichen Unterrichts in einem Zusammenhang erfassen, der für ihre Zukunft eine Bedeutung hat.
2. Der Fokus auf soziale Kompetenzen (Soft- Skills)
Die pädagogische Ausrichtung hat einen besonderen Blick auf die notwendigen Soft- Skills. Diese sozialen und persönlichen Fähigkeiten sind oft entscheidend dafür, ob eine Ausbildung in einem Betrieb erfolgreich ist. Die Schule legt unter anderem verstärkt Wert auf:
- Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit: Das Einhalten von Terminen und Absprachen.
- Arbeitsorganisation: Ordentlich und selbstständig arbeiten.
- Kommunikationsfähigkeit: Höflich und klar mit Vorgesetzten und Kollegen sprechen.
- Frustrationstoleranz: Auch bei Fehlern nicht aufgeben.
Diese Soft Skills werden im Unterricht gezielt geübt und sind die Basis für eine erfolgreiche Integration in die Arbeitswelt.
Die Praxis: Workshops und Netzwerkpflege
1. Berufsspezifische Workshops
Zur Vertiefung gibt es an einem Nachmittag in der Woche spezielle, klassenübergreifende Workshops.
- Hier wird das theoretische Wissen in praktischen Aufgaben angewandt und gefestigt.
- Die Schüler lernen in einem geschützten, pädagogisch gestalteten Raum, wie man in Betrieben arbeitet. Dabei werden zum Beispiel berufserfahrene Meister zu Projekten mit den Schülern eingeladen.
- Das Üben in diesen Workshops macht die Schüler sicher in ihren erworbenen Qualifikationen. Dadurch werden sie auf die erfolgreiche Teilnahme an schulbegleitenden Praktika vorbereitet.
2. Enge Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft
Die Zusammenarbeit mit lokalen Firmen ist ein wichtiger Pfeiler. Die Schule bündelt alle Maßnahmen in einem Netzwerk, das ständig gepflegt wird.
- Durch Praktika lernen die Schüler die Berufe und die Betriebe hautnah kennen.
- Die Firmen geben der Schule Rückmeldungen, welche Fähigkeiten die Schüler noch verbessern müssen.
- Aus den Firmen kommen erfahrene Meister, die mit den Schülern in der Schule Projekte durchführen.
- Die Firmen bewerben geeignete Schüler, um in ihrem Betrieb eine Ausbildung zu machen, weil sie deren Stärken in den Praktika kennen gelernt haben.
- Die Agentur für Arbeit unterstützt die Schüler mit besonderen Angeboten (Reha – Maßnahmen)
- Die Zusammenarbeit mit Berufsschulen und Förderberufsschulen, so wie mit den lokalen Berufsbildungswerken wird intensiv gepflegt. Die Schüler besuchen regelmäßig Angebote dieser Einrichtungen (z.B. Boys- and Girls Tage)
- In den Schulentwicklungsprozess ist die Jugendsozialarbeit an der Schule eingebunden.
- Die OGTS (Ganztagseinrichtung an der Schule) ist ebenfalls in den Prozess der Schulentwicklung eingebunden. Insbesondere die handwerklichen Kompetenzen können dort spielerisch und kreativ am Nachmittag erweitert werden.
- Ein wichtiger Schwerpunkt der Schulentwicklung ist es, den Eltern der Schüler Beratungs- und Informationsangebote zu machen. Die Einbeziehung der Schüler/innen und Eltern in regionale Veranstaltungen, wie Berufsmessen und Ausbildungsinformationstage ist ein wichtiger Bestandteil des Schuljahres.
Durch diesen strukturierten und umfassenden Schulversuch möchte das Förderzentrum Ichenhausen eine optimale Brücke, die ihren Schülern einen sicheren und erfolgreichen Start in ihre berufliche Laufbahn ermöglicht bauen und diesen Weg kontinuierlich verbessern. Dazu gehört es auch, Veränderungen am Ausbildungsmarkt frühzeitig zu erkennen und darauf entsprechend zu reagieren.
Das Team der Heinrich-Sinz-Schule freut sich daher sehr, dass im letzten Schuljahr 60% aller Schüler eine Ausbildung in einem Betrieb gewagt haben. Von Seiten der Schule halten wir, wenn erwünscht, Kontakt zu unseren ehemaligen Schülern/ innen, um ihren Ausbildungsweg weiter zu verfolgen. Außerdem fragen wir bei ihnen nach, welche Maßnahmen der Schule für sie im Nachhinein bedeutsam waren, um auch dadurch unseren Unterricht zu optimieren.
Auch die Ausbildungswege in den Berufsbildungswerken sind erfolgreich. Die meisten Schüler können dort einen qualifizierten Berufsabschluss erreichen.